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Lügen ist alles andere als trivial. Es gibt, erzählte mir vor einigen Jahren der große forensische Psychologe Max Steller, kaum jemanden, der eine Geschichte glaubwürdig wiedergeben kann, die er nicht selbst erlebt hat. Wer für seine Mär keinen Anker in der Realität hat, erzählt zu glatt, zu stringent. Eine Geschichte, die keine Abzweigungen kennt, keine Korrekturen, keine Farbe. Und vor allem weil der Lügner ja nicht decouvriert werden möchte: keine Fehler. Doch wer sich etwas mit Aussagepsychologie beschäftigt hat, der weiß: Eine Geschichte, die jemand immer wieder wortgleich vorträgt, kann kaum wahr sein. Es sind gerade die Fehler, die für Glaubwürdigkeit sorgen.

In unserem Schwerpunkt stellen wir Ihnen Menschen vor, die das Lügen zur Meisterschaft gebracht haben. Die Freunde und Familie, Polizei und Justiz derart gut getäuscht haben, dass sie sich ihre eigenen Lügen am Ende bald noch selbst glaubten. Sie werden Frauen und Männer kennenlernen, deren Lügen immer monströser wurden – und beinahe Leben zerstört hätten, wie etwa jenes von Jürgen F., der zweimal unschuldig verurteilt wurde. Unsere Autorin Simone Kamhuber hat den Fall für uns recherchiert.

Neben dem Titelkomplex möchte ich Ihnen die investigative Reportage von Stefan Willeke empfehlen, der hinter die Kulissen der Diplomatie blickt – und aufzeigt, was die Bundesregierung alles tut, um das Leben eines in China verurteilten deutschen Mörders zu retten. Alina Günter hat den Text formidabel illustriert.

Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende Lektüre! 

Chefredakteur
Daniel Müller

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