
Die Mischung machts.
Vor vielen Jahren habe ich mal bei einem Unternehmen gearbeitet, bei dem es Teil der Kultur war, dass man morgens anruft, wenn man sich um einige Minuten verspätet. Das ein oder andere Mal durfte ich dann im unternehmensweiten Intranet Einträge lesen wie: „Grit kommt fünf Minuten später.“ Wenn die Leute allerdings abends länger arbeiten mussten, stand davon nichts im Intranet.
Heute, etwa zehn Jahre später, sitze ich an einem Freitag im Büro und bin der Einzige. Mit der Corona-Pandemie hat sich unsere Arbeit stark verändert. Und das finde ich grundsätzlich gut. Unsere Arbeitswelt ist flexibler geworden. Private Herausforderungen und Job lassen sich dadurch leichter vereinbaren. Und ich genieße es, auch mal von zuhause oder an anderen Orten zu arbeiten.
Klar ist aber auch: Es kann nicht nur um individuelle Interessen gehen. Zum einen spielt natürlich ebenso die Frage, was gut für die Zusammenarbeit im Team ist, eine wichtige Rolle. Zum anderen habe ich in der Corona-Zeit durchaus gemerkt, wie das permanente Homeoffice das Wir-Gefühl und die gemeinsame Identität schrumpfen ließ.
Die Mischung macht’s eben. Der richtige Ort für Arbeit ergibt sich für mich aus dem Fokus der jeweiligen Tätigkeit. Wer konzentriert schreiben muss, wird den Rückzug ins Homeoffice schätzen. Wer kreativ brainstormen will, profitiert vom unmittelbaren Austausch im Raum. In dieser Ausgabe haben wir an einer Stelle auch gefragt, ob Work- From-Home die Unternehmenskultur zerstört. Ich antworte darauf erst einmal mit „nein“. Weil ich der festen Meinung bin, dass Unternehmenskultur nicht nur in Präsenz entsteht. Eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit kann sich auch virtuell entwickeln. Nichtsdestotrotz hilft es, sich ab und an persönlich zu sehen. Denn bei der persönlichen Begegnung nehmen wir die anderen noch mal ganz anders wahr. Die Kommunikation ist vielschichtiger, die Beziehungen tendenziell intensiver, unter anderem weil wir die non-verbalen Signale besser erkennen können und Missverständnisse weniger wahrscheinlich sind.
Ich glaube an eine flexible Arbeitswelt, in der ein hohes Tempo gelebt wird und Eigenverantwortung ein zentrales Gut ist, genauso wie Neugierde und Lernbereitschaft. In dieser Welt traut sich jeder seine Meinung zu sagen. In meiner Vorstellung ist es eine hybride Welt.
Jan C. Weilbacher
- Ausgabe
- 08/2025
- Erscheinungstermin
- 10.11.2025
- Inhaltsverzeichnis
- Öffnen
- Link zum Abo
- Öffnen
- Jetzt digital lesen
- Öffnen















