«Das sind sie!» Der Schulleiter strahlt. Etwas ungläubig blicke ich auf zwei humanoide Roboter, die sich grinsend vor mir aufbauen. «Wir führen ein Experiment durch, wie sich KI in direkter Interaktion mit Schülerinnen und Schülern auswirkt. Das größte Problem war, dass die beiden keine Treppen laufen konnten, aber das haben wir jetzt gelöst.» Aha, es menschelt also auch bei der Umsetzung von KI.
KI erfährt derzeit wie kaum ein anderes Thema Aufmerksamkeit in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dabei kann die Befassung hiermit bestenfalls als kollektive und disperse Suchbewegung bezeichnet werden: So denken einige, dass Chatbots erste Zeichen von Intelligenz aufweisen und antizipieren, dass Technologie bald menschenähnliches Denken replizieren kann. Andere glauben genau das nicht und wünschen sich eine stärkere Regulierung der mit KI verbundenen Auswirkungen auf Menschen. Und für Viele, die Mehrheit, ist das Ganze noch eine große Unbekannte. Die Folge ist eine Mischung aus Begeisterung, Verunsicherung und Verteufelung.
Was bedeutet das für Organisationen? Sie stehen vor der Herausforderung, dass sich datenbasierte, vernetzte Technologien wie KI nicht nur immer rasanter ausbreiten, sondern sich zudem kontinuierlich weiterentwickeln, während der Diskurs über die Konsequenzen in der Anwendung bestenfalls erahnt werden kann. Bei KI handelt es sich um emergente technologische Phänomene: Sie entwickeln sich selber aufgrund ihres Anwendungs- und Nutzungsgrads stetig fort. Die Folge ist eine spürbare Zunahme an Gleichzeitigkeit und Spannung, mit der es sich auseinanderzusetzen lohnt. So gilt es KI kompetent einzusetzen und gleichzeitig kontinuierlich dazu zu lernen. Wie das aussehen kann, erläutern u. a. Cornelia Reindl, Martin Eppler, Andreas Seitz und Julia Klatte. KI kann Entscheidungsfindungen spürbar beschleunigen. Was aber bedeutet das für die Gestaltung von Zusammenarbeit und Entscheidungsprozessen? Hierzu teilen Doris Weßels, Stephan Barth und Niels Van Quaquebeke ihre Gedanken mit uns. Reicht eine Optimierung von Personal und Organisation oder muss sich beides unter KI-basierten Vorzeichen gänzlich anders entwickeln? Melanie Hasenbein sowie Torsten Schmid und Joachim Stonig haben hierzu Antworten. Wie gelingt es im Kontext von KI rechtssicher zu handeln, wenn regulatorische Rahmenbedingungen teilweise noch gar nicht geklärt sind? Rechtsexpertin Susanne Grimm liefert hierzu wichtige Orientierung. All das kann nur eine Momentaufnahme sein, aber auch ohne Glaskugel sollte deutlich geworden sein: Auf Sicht fahren war gestern, ins Risiko gehen ist heute. Hierzu möchten wir ermutigen.
Stichwort Mut: «Ha, das ist ja ein mutiges Experiment», bricht es aus mir heraus. Verwundert schaut mich der Schulleiter an: «Na ja, ohne Mut kein Wandel, oder?» Ich nicke ihm stumm zu.
Herzlich,
Ihr Oliver Haas