Ich gebe es gleich direkt zu: Ich könnte nachhaltiger leben. Ich fahre kein Elektroauto, sondern einen Benziner. Und ich bin in den vergangenen Jahren geflogen – im Juli nach London zum Beispiel. Obgleich mir die Dringlichkeit des Problems bezüglich des Klimawandels sehr bewusst ist, fällt es mir schwer, mein Verhalten zu ändern. Allerdings hätte ich auch nichts dagegen, wenn der Staat mir manches klimaschädliche Verhalten erschweren würde. Eine Kerosinsteuer auf nationale und internationale Flüge fände ich beispielsweise richtig.
Wenn es um die Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgas-Emissionen geht, dürfte der Hebel der deutschen Unternehmen noch größer sein als der, den ich in der Hand halte. Auf die Frage, ob die Unternehmen noch mehr Verantwortung übernehmen müssten als bisher, antwortet Per Ledermann, CEO von edding, im Interview: „Ja, ohne das wird es nicht gehen. Wir müssen mindestens das tun, was vereinbart wurde, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und den Anstieg der Erderwärmung nicht zu groß werden zu lassen. Das gelingt jedoch nicht, wenn wir weiter so produzieren, wie wir das heute machen.“
Man darf sich auch nicht täuschen lassen, dass hierzulande die sogenannten CO₂-äquivalenten Treibhausgas-Emissionen zuletzt zurückgegangen sind. Im Jahr 2023 gab es in Deutschland immer noch Gesamt-Emissionen in Höhe von 674 Mio. Tonnen. Und allein der Industriesektor trug laut Statista über 100 Millionen Tonnen dazu bei.
In einer Welt, die sich immer stärker den Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit stellen muss, ist es für Unternehmen unverzichtbar geworden, Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes Handeln in den Mittelpunkt ihrer Strategie zu rücken. Eine Transformation zum nachhaltigen Unternehmen ist nicht länger eine Option, sondern eine dringende Notwendigkeit, auch um die eigene Zukunftsfähigkeit zu sichern. Es gilt deshalb, nicht nur ökonomische, sondern ebenfalls ökologische und soziale Ziele in die Unternehmensstrategie zu integrieren – und die auch ernsthaft zu verfolgen.
Doch echter Wandel ist nötig. Lediglich freiwillige Kompensationszahlungen zu leisten, ist zu wenig. Eine Transformation zum nachhaltigen Unternehmen kann beispielsweise bedeuten, neue Produktionsweisen zu etablieren, das Produktportfolio komplett zu verändern, neue Materialien einzusetzen, Prozesse neu zu gestalten, mit anderen Dienstleistern zusammenzuarbeiten und nachhaltiges Verhalten der Mitarbeitenden zu fördern.
Managerinnen und Manager, die ernsthaft eine solche Transformation angehen, sind mutig. Wenn ich, statt nach London zu fliegen, mit dem Zug nach Paris fahre, verzichte ich nur auf ein bisschen Luxus. Und Paris soll ja ohnehin sehr schön sein.
Jan C. Weilbacher