Der Regisseur Wim Wenders bringt dieses Jahr gleich zwei neue Filme in die Kinos. Hier spricht er über den Zauber des Halbfertigen, über seine Kinderlosigkeit und darüber, was man beim Putzen über das Leben lernt. Dazu haben wir ihn in Mode für den Herbst und Winter fotografiert.
Im Mai dieses Jahres war der Popsänger Rick Astley kurz vor acht in einer Frühstückssendung der BBC zu sehen. Es war gerade bekannt geworden, dass er beim großen Glastonbury-Festival auftreten würde, dazu wollten die Moderatoren ihn befragen. Doch als er dann in seinem Wohnzimmer vor die Webcam trat, waren sie einigermaßen überrascht. Astley hatte nämlich noch seinen Pyjama an. Darüber wurde dann in der Öffentlichkeit mehr geredet als über den Festivalauftritt: Darf man im Fernsehen im Schlafanzug auftreten? Wir finden: Natürlich – vor allem wenn man eine 57 Jahre alte Poplegende ist und so einen schönen steingrauen Pyjama besitzt. Und eigentlich sollten es alle anderen auch dürfen, was soll man denn morgens sonst tragen? Und hätten wir nicht alle gern diese Entspanntheit: sich einfachmal so aus dem Bettrollen, weil das Fernsehen ein paar Fragen hat, und sich dann wieder ins Bett zurückbegeben?
Rick Astley, das ist der Mann mit der stets fröhlichen Miene, der Ende der Achtzigerjahre ein paar Nummer-eins-Hits gesungen hat, vor allem »Never Gonna Give You Up« –und der dann irgendwie verschwand. Natürlich hat er auch weiterhin Pop-songs aufgenommen, doch die wollten nur noch wenige hören. Sie waren nicht mehr zeitgemäß. Weil Astley so augenscheinlich von gestern war, machte man Mitte der 2000er-Jahre Witze über ihn. Im Netz wurde das sogenannte Rickrolling Mode: Man versuchte, anderen einen Link unterzujubeln, der sie zu dem offensichtlich aus der Zeitgefallenen »Never Gonna Give You Up«-Video leitete. Andere hätten beleidigt auf so einen Scherz reagiert. Rick Astley aber machte ein Comeback daraus. Der Internet-Witz machte den älteren Herrnschlagartig auch bei jungen Leuten bekannt – und seitdem ist Astley wieder ein Star.
In dieser Ausgabe erzählt er uns von seinen persönlichen Helden, von Greta Thunberg bis Spartakus. Für uns ist er selbst ein Held, weil er zeigt, dass es sich lohnt, zu warten, bis gute Dinge im Lebengeschehen. Das Beste kann immer noch kommen, also geben Sie sich nicht auf! In Glastonbury ließ Rick Astley »Never Gonna Give You Up« von der Menge singen. Sehr entspannt.
Ihre ZEITmagazin MANN-Redaktion
Weitere Themen im Heft:
- Politik und Männlichkeit: Die Mächtigen und ihre Schattenmänner
- Meine Helden: Rick Astley über Spartakus und andere Vorbilder
- Klassiker: Alltagsgegenstände, die so schön sind, dass sie bleiben
- Der nachhaltige Mann: Plastik vermeiden: Gar nicht so einfach
- Wim Wenders: Über magische Orte, Kinderlosigkeit und lehrreiches Putzen
- Sexroboter: Ein Blick auf den Stand der Technik
- Eine männliche Muse: Fotografiert in neuer Herbstmode
- Annette Frier: Die Schauspielerin über die Männer ihres Lebens