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Das alte Gift

12. August 2023, DFB-Pokal, Greuther Fürth ist zu Gast beim Halleschen FC. Nach dem Abpfiff schäumt Fürths Trainer Alexander Zorniger: Einer seiner Spieler sei als »Affe« beschimpft worden, und niemand auf der Tribüne habe etwas dagegen getan. Trotz aller Kampagnen, mit denen der Deutsche Fußball-Bund den Rassismus austreiben will: Das jahrhundertealte Gift wirkt bis heute nach. Nicht nur in den Stadien.

Unser Heft fragt nach den historischen Wurzeln des Rassismus im Zeitalter der Aufklärung und des Kolonialismus. Die hier versammelten Beiträge zeigen, wie die Europäer mit der Erfindung von »Rassen« ihr Großmachtstreben als »natürliche« und weltbeglückende Mission begründeten. Die böse Saat, die damals ausgestreut wurde, hat sich tief in unser Denken eingesenkt: Sie gehört zum kolonialen Erbe, das wir bis heute mit uns herumtragen.

Die neue Ausgabe versteht sich als Fortsetzung des 2019 erschienenen Heftes »Die Deutschen und ihre Kolonien«, das den Aufstieg des wilhelminischen Überseeimperiums und seine Gewaltexzesse schildert. Damals, vor der Eröffnung des Berliner Humboldt Forums, kreiste die Debatte vor allem um die Rückgabe von Raubkunst. Erst die weltweiten Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung von Sommer 2020 an rückten den Kampf gegen den Rassismus in den Mittelpunkt. Seitdem nehmen die hitzigen Diskussionen kein Ende. Sie legen offen, wie viel Kolonialismus in unserem Alltag steckt, wenn wir über die »Mohrenstraße« oder über Winnetou streiten, und sie rütteln am Selbstverständnis der Nation, wenn die Einzig-artigkeit des Holocausts infrage gestellt wird.

Frank Werner,
Chefredakteur

 

Themen im Heft:

  • Herr und Knecht: Eine Reise durch Deutsch-Ostafrika in Bildern
  • Die dunkle Seite der Moderne: Als die Aufklärer an der Gottesordnung rütteln, entsteht der biologische Rassismus
  • Europa first: Im späten 18. Jahrhundert entwickeln die Europäer ein neues, missionarisches Überlegenheitsgefühl
  • Die Menschenzüchter: Wie europäische Forscher die Lehren Darwins auf den Menschen übertragen
  • Was kostet die Gerechtigkeit? Entschuldigung ja, Reparationen nein: Wie Deutschland mit dem Völkermord an den Herero und Nama umgeht
  • Afrika in Flammen: Was uns Landkarten über neokoloniales Denken erzählen
  • Fremdsein ohne Reisen: Über die europäische Illusion, unbeeinflusst vom Kolonialismus zu bleiben
  • Das Ende der Eintracht War der Holocaust einzigartig? Über die Erinnerung an die deutschen Verbrechen ist ein heftiger Streit entbrannt

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ZEIT GESCHICHTE 5/23 Der deutsche Kolonialismus

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